Forschungsschwerpunkte

Das CELA beteiligt sich aktiv an der Forschung zu Lateinamerika an der Universität Kassel und ist in die folgenden Forschungsprojekte eingebunden

Lateinamerika steht vor großen Herausforderungen: Der Kontinent ist in besonderem Maße von Klimawandel und Umweltrisiken betroffen, erlebt derzeit eine tiefe Krise der Demokratie und ist maßgeblich durch enorme wirtschaftliche Dynamiken gekennzeichnet. Das CELA verbindet Forschung und Forschungsprojekte zu diesen Themen, zieht daraus aber auch Lehren für Deutschland und Europa und will damit zu einem besseren Verständnis der Region und politischen Lösungsansätzen beitragen.

Die Schwerpunkte des Netzwerks

CALAS

Das Forschungsnetzwerk des CALAS ist als internationales Konsortium mit 7 Standorten in Lateinamerika und Deutschland strukturiert und basiert auf einer kontinuierlichen, belastbaren wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den Universitäten beider Regionen

Wissen und Bildung zur Überwindung von Unterschieden, Ungleichheiten und Polarisierungen

Wissen ist ein zentraler Bestandteil moderner Gesellschaften und spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung sozialer, politischer und wirtschaftlicher Herausforderungen. Seine ungleiche Verteilung verstärkt jedoch Machtstrukturen, Hierarchien und marginalisiert Stimmen. Die rasante Entwicklung neuer Technologien wie künstlicher Intelligenz birgt zusätzliche Unsicherheiten und Risiken. Eine kritische Reflexion über Bildung ist erforderlich, um Herausforderungen wie steigende Schulabbrecherquoten, sinkende Qualifikationsniveaus und die Diskrepanz zwischen institutioneller Bildung und regionalen Kontexten zu bewältigen. Finanzielle Zwänge auf nationaler und internationaler Ebene drohen zudem die Fragmentierung der Bildungssysteme zu verstärken, insbesondere in Lateinamerika. Die Forschung fokussiert sich auf die Auswirkungen neuer Wissensformen und Technologien, die Transformation der Bildungssysteme sowie die Institutionalisierung alternativer Wissensproduktionen, mit dem Ziel einer gerechteren und partizipativeren Gesellschaft.

Transformationen von Weltwissen

Die aktuellen globalen Transformationen stellen eine tiefgreifende Herausforderung für die Grundlagen unserer Gesellschaften dar, indem sie Ökosysteme, Wirtschaftssysteme, soziale Strukturen und politische Ordnungen sowie unser Verständnis von Realität beeinflussen. Der Übergang von fossilem Kapitalismus zur Dekarbonisierung und Digitalisierung eröffnet unklare Horizonte, während weder multilaterale Organisationen noch Nationalstaaten angemessene Antworten oder Steuerungsinstrumente für die komplexen Interessen globaler, nationaler und lokaler Akteure bereitstellen. Wissenschaft und Bildung tragen daher die historische Verantwortung, neue Zukunftsperspektiven zu entwickeln und aktiv zur Gestaltung der Lebensbedingungen beizutragen. Der Transformationsprozess ist widersprüchlich und erfordert eine kritische Reflexion der bestehenden Transformationspolitiken sowie eine selbstreflexive Beteiligung, die epistemologische Ansätze des Globalen Südens und vielfältige politische, kulturelle und soziale Antworten einbezieht. Trotz ihrer Verstrickung in die gegenwärtigen Krisen kann die Wissensproduktion durch Regulierung und gesellschaftliche Partizipation transformative Prozesse fördern und zur Entwicklung gerechter und nachhaltiger Modelle des gesellschaftlichen Zusammenlebens beitragen.

Radikalismus und der Horizont der Demokratie in Lateinamerika

Im lateinamerikanischen Kontext sozialer Ausbrüche, Wirtschaftskrisen und tiefgreifender Veränderungsprozesse bleibt ungewiss, ob die liberale Demokratie den aktuellen Herausforderungen, insbesondere dem Aufstieg rechtsextremer Bewegungen und der zunehmenden sozialen Polarisierung, standhalten kann. Die Schwäche der liberalen Demokratie wird durch das Scheitern progressiver Projekte verstärkt, gerechtere und inklusivere Gesellschaften zu schaffen, was rechten Parteien ermöglicht hat, antidemokratische Agenden durch neue Medien und digitale Kulturen zu fördern. „Digitale Blasen“ verschärfen diese Entwicklung, indem sie den Dialog erschweren und Polarisierung vertiefen. Diese Dynamiken führen in Lateinamerika zu steigender Gewalt, organisiertem Verbrechen, Rassismus, Intoleranz und Militarisierung, während sich politische, wirtschaftliche, religiöse und kulturelle Gegensätze weiter radikalisieren. Die Forschung innerhalb des Bereichs „Transformationen von Weltanschauungen“ zielt darauf ab, kollektive Zukunftsvisionen in diesem fragmentierten und polarisierten Umfeld zu analysieren, indem sie die treibenden Faktoren politischer Radikalisierung, die Auswirkungen auf die Demokratie sowie die Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft untersucht, um mögliche Zukunftsalternativen zu identifizieren.

Extractivism.de

Macht, Rohstoffe und globale Entwicklung neu denken

Wie beeinflusst die weltweite Nachfrage nach Rohstoffen Gesellschaften im Globalen Süden? Das Forschungsprojekt extractivism.de widmet sich der politischen Ökonomie des Rohstoffabbaus in Lateinamerika und dem Maghreb – zwei Regionen, die tief in globale Wertschöpfungsketten eingebunden sind und deren Ressourcenpolitik zunehmend in den Fokus geopolitischer Auseinandersetzungen rückt.
Im Zentrum stehen Fragen nach Macht, Verteilung und Wandel: Welche gesellschaftlichen Folgen hat der Extraktivismus – also die systematische Ausbeutung natürlicher Ressourcen – für Demokratie, Entwicklung und Umwelt? Welche neuen Abhängigkeiten entstehen im Zuge der grünen Energiewende? Und wie reagieren soziale Bewegungen, zivilgesellschaftliche Akteure und Staaten auf die ökologischen und politischen Herausforderungen?
extractivism.de ist ein interdisziplinäres Forschungsverbundprojekt der Universität Kassel und der Philipps-Universität Marburg. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und bringt Wissenschaftler:innen, Nachwuchsforschende und internationale Partner:innen aus Forschung, Politik und Zivilgesellschaft zusammen.
Das Projekt organisiert Konferenzen, Workshops, Flying Academies und Fellow-Programme, fördert den Austausch mit politischen Entscheidungsträger:innen und veröffentlicht regelmäßig wissenschaftliche Analysen und praxisorientierte Impulse.
Ziel ist es, neue Perspektiven auf Rohstoffpolitik, Entwicklung und globale Gerechtigkeit zu eröffnen – jenseits der klassischen Wachstumspfadlogiken.
Mehr Informationen und aktuelle Beiträge finden Sie unter: www.extractivism.de

Kontakt & Anfahrt

CELA Standort
Untere Königsstraße 71 · D-34117 Kassel

Group Of Young Latin College Students Developing A Project